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DEUTSCH

Vor 50 Jahren setzte der Stonewall-Aufstand den Startschuss für die heutigen Prides und Christopher Street Days. Seit Juni 1969 hat sich viel geändert und doch haben wir noch viel vor uns. Homosexualität steht in vielen Teilen der Welt noch – oder wieder – unter Todesstrafe und täglich werden queere Personen angefeindet und angegriffen. Daher sind die Christopher Street Liberation Day Demonstrationen auch nach 50 Jahren noch höchst relevant und von enormer Wichtigkeit für die LGBTIQ*-Gemeinschaft und den Kampf für unsere Rechte.

50 Jahre geben uns aber auch Anlass inne zu halten und uns zu fragen: wie weit sind wir seit 1969 wirklich gekommen? Welche ‚alten‘ Probleme haben wir überwunden und welche sind in den letzten Jahrzehnten neu hinzugekommen?

In den letzten Jahrzenten hat die Bedrohung von Leben auf diesem Planeten durch die Klimakrise stets zugenommen. Der Klimakrise mag es zwar egal sein, welche sexuelle Orientierung, oder geschlechtliche Identität wir haben, jedoch werden wir alle von ihr betroffen sein.

Schon heute leiden Personen in vielen Teilen der Welt an durch die Klimakrise verursachten Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und weiteren Umweltkatastrophen. Zumeist leiden diejenigen am meisten, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen. Und zumeist sind es diese, die sich nicht von den negativen Auswirkungen der Klimakrise freikaufen können.

Ironischerweise positionieren sich dabei oft die Konzerne, die in allen Teilen der Welt Menschen, nichtmenschliche Tiere und die Umwelt ausbeuten, in Europa und den USA als tolerante Unterstützer der LGBTIQ*-Bewegung.

Die LGBTIQ*-Bewegung hat sich stets für soziale Gerechtigkeit eingesetzt.
Heutzutage ist es mehr denn je lebenswichtig, dass wir auch den Kampf für Klimagerechtigkeit aufnehmen. Allein die Solidarität mit queeren Personen in allen Teilen der Welt erfordert es, dass wir aktiv gegen die Klimakrise vorgehen, statt diese mit übermäßigem Konsum und CO2-Schleudern im wahrsten Sinne des Wortes anzuheizen.

Deshalb fordern wir in der LGBTIQ*-Gemeinschaft und insbesondere auf den Events bei den Christopher Street Days folgende Maßnahmen: 

  1. Vegane Lebensweise

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass tierische Produkte nicht nur unendliches Leid erzeugen, sondern dass die Tierindustrie maßgeblich zur Erderwärmung und der Klimakrise beiträgt. Laut aktuellen Studien, könnten wir alle unseren ernährungsbasierten CO2-Fußabdruck um 49% verringern, würden wir uns rein pflanzlich ernähren1. Somit sind eine rein pflanzenbasierte/vegane Ernährung und Lebensweise essentiell.

Wenn CSDs vegan werden würden, würde dies ein klares politisches Signal gegen die Klimakrise und die Ausbeutung anderer Lebewesen senden.

Daher fordern wir, dass die Veranstalter*innen bei den CSDs ein Umfeld schaffen, das vegane und nachhaltige Verpflegung bei den Straßenfesten fördert und durchsetzt.

  1. Keine Trucks bei der Parade

Der erste Christopher Street Liberation Day fand zu Fuß statt. Bei einigen Christopher Street Days fahren jedoch mittlerweile große Trucks durch die Straßen, die aufgrund ihres Schadstoffausstoßes ohne eine Sondergenehmigung gar nicht in der Innenstadt fahren dürften.

Insbesondere durch die langsame Schrittgeschwindigkeit bei der Parade, sowie das ständige Anhalten und Weiterfahren, werden unnötigerweise enorme Mengen an CO2 und Feinstaub ausgestoßen.

Daher rufen wir zum Boykott dieser Fahrzeuge auf den Christopher Street Days auf. Ausgenommen sein sollten Begleitfahrzeuge für Menschen, die nicht die Möglichkeit haben zu Fuß oder auf dem Fahrrad am CSD teilzunehmen. Auch hier sollte auf eine möglichst klimafreundliche Auswahl der Begleitfahrzeuge geachtet werden.

  1. Weg von Konsum und Kapitalismus

In den vielen Jahren seit seiner Entstehung hat sich der Christopher Street Day von einem Aufstand gegen die Unterdrückung von Homosexuellen, Trans*- und anderen queeren Personen,  gegen Rassismus und gegen Polizeigewalt in ein konsumorientiertes Großevent verwandelt.

Aber sind billig produzierte Wegwerfartikel mit Regenbogenaufdruck wirklich Ausdruck dessen, was uns als queere Community ausmacht?

Billige Einwegprodukte und Fast Fashion sind nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern bedeuten auch die direkte Ausbeutung von anderen Personen für unseren Konsum. Dies geschieht zumeist unter gesundheits- bis lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen und geht mit dem Transport von Unmengen von Material über weite Strecken hinweg einher. Auch wenn bunte Luftballons, Glitzer und Konfetti schön anzusehen sind, so verbrauchen sie für ein kurzes Vergnügen Unmengen an Ressourcen, tragen zur Verschmutzung unserer aller Umwelt und den Tod vieler nichtmenschlicher Tiere durch Verschlucken und Ersticken bei.

Lasst uns daher kreativ werden, lokale Queers unterstützen, weniger konsumieren, unsere CSD-Outfits selber machen, aus zweiter Hand oder fairer gehandelt erwerben, wiederauffüllbare Wasserflaschen und unser eigenes Besteck mitbringen, statt Einwegplastik zu nutzen, sowie weitere Maßnahmen ergreifen.

Für mehr Kreativität und weniger Konsum und Kapitalismus!

  1. Klimafreundlicheres Reisen

Kleine und insbesondere große Christopher Street Days ziehen viele Personen an und sind als Großevents essentiell für queere Sichtbarkeit und Vernetzung.

Doch müssen wir immer schnell überall sein? Nutzen Fernreisen und Eventhopping wirklich der Bewegung oder nur unserem persönlichen Vergnügen?

Zwar müssen wir alle irgendwie zum CSD kommen, aber wir können dies im Rahmen unserer Möglichkeiten so klimaneutral wie möglich gestalten; ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Bus oder Bahn, oder Fahrgemeinschaft.

  1. Aktiv werden

Soziale Bewegungen – und wie wir alle wissen auch die LGBTIQ*-Bewegung – sind nicht durch angepasstes Verhalten oder freundliches Verhandeln an ihr Ziel gelangt. Die Geschichte hat vielmehr gezeigt, dass wir oft nur durch direkte Aktionen, zivilen Ungehorsam und gemeinschaftliche Solidarität einen Schritt weitergekommen sind.

Wir rufen die LGBTIQ*-Bewegung dazu auf, sich sowohl bei den Christopher Street Days als auch im Alltag an der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit zu beteiligen.

„There is no Pride on a Dead Planet!“

ENGLISH

50 years ago, the Stonewall uprising kicked off the Christopher Street Liberation Day and the subsequent Pride movement. Although many things have changed since June 1969, there is still a lot to be done. Homosexuality is still – or once again – punishable by death in many parts of the world, and queer people are being threatened and attacked on a daily basis. This is why, even after 50 years, the Pride demonstrations are still crucial for the LGBTQIA* community and the fight for our rights.

After 50 years, we have also reached a point where we should stop and ask ourselves: How far have we really come since 1969? Which ‘old’ issues have we overcome and which ‘new’ issues have arisen over the last decades?

Over the last decades, the climate crisis has posed an ever-increasing threat to all life on this planet. The climate crisis may not care about our sexual orientation or gender identity, but it will affect all of us, nonetheless.

Even today, people in many parts of the world are suffering from heat waves, droughts, floods, and other environmental disasters induced by the climate crisis. Usually, those who contribute the least to the climate crisis are affected the most. And more often than not, the people who are most affected cannot buy their way out of the devastating effects of the climate crisis.

Ironically, many of the companies that exploit humans, nonhumans, and the environment all around the world position themselves as tolerant supporters of the LGBTQIA* movement in Europe and the US.

The LGBTQIA* movement has always fought for social justice.

Today, more than ever, it is vital that we also take on the fight for climate justice. Solidarity with queers all around the world obliges us to actively fight against the climate crisis instead of literally fueling global warming with our excessive consumption and CO2 emissions.

This is why we demand that the LGBTQIA* community, and especially Pride organizers and participants, step up and take the following measures:

  1. Go Vegan

By now, it is common knowledge that animal products not only cause endless suffering for nonhumans but are also one of the biggest contributors to global warming and the climate crisis. New studies show that we could reduce our dietary carbon footprints by 49% percent if we all switched to a plant-based diet1. Therefore, a plant-based/vegan diet and way of living are crucial.

A shift towards veganism at Pride would send a clear political message against the climate crisis and the exploitation of sentient beings.

This is why we demand that organizers of Pride demos and street festivals create an environment that supports and establishes vegan and sustainable catering at these events.

  1. No Trucks at Pride

There were no trucks at the first Christopher Street Liberation Day, only hundreds of people marching with signs. Since then, however, trucks with high pollutant emissions have even been getting special permits to drive through the streets at Pride.

These trucks emit enormous amounts of CO2 and particulate matter, which is only augmented by the slow walking speed and the constant stop and go at Pride.

This is why we are calling for a boycott of these vehicles at Pride marches. Exceptions should be made for support vehicles for people who cannot attend Pride demonstration on foot or by bicycle. However, priority should still be given to choosing the most climate-friendly support vehicles.

  1. Move Away from Consumerism and Capitalism

In the many years following the first Christopher Street Liberation Day demonstration,

Pride has shifted away from a protest against the oppression of homosexuals, trans* and other queer people, against racism, and against police violence, towards a large-scale consumerist event.

But are cheaply produced single-use products with rainbow prints really an expression of what defines us as queer community?

Cheap single-use products and fast fashion are not only harmful to the environment but also directly exploit other people for our consumption. These products are mostly produced under working conditions that are hazardous to both health and life, and are then transported over long distances in large quantities. Although we may all love colorful balloons, glitter, and confetti, they use up immense amounts of resources for a brief and fleeting moment of enjoyment. They also contribute to environmental pollution and the death of many nonhuman through swallowing and choking.

So let’s get creative, support local queers, consume less, make our own Pride attire or acquire it second-hand or from fairer production, bring refillable water bottles and our own cutlery instead of opting for single-use plastic, and take other measures.

For more creativity and less consumption and capitalism! 

  1. Climate-Friendly Travel

Both small and big Pride events attract many people and are crucial events for queer visibility and networking.

But do we really have to be everywhere and get there fast? Does long-distance travel and event hopping really serve the movement or only our private pleasure?

We all have to get to Pride, but within our own means, we can all try to achieve this as climate-friendly as possible: by foot, bicycle, bus, train, or car sharing. 

  1. Take Action!

Social justice movements – and as we all know, also the LGBTQIA* movement – did not reach their goals through adaptation, assimilation, and friendly negotiations. History has shown more often than not that we have only made progress through direct action, civil disobedience, and collective solidarity.

We are calling on the LGBTQIA* community to take action for climate justice both at Pride events and in everyday life.

“There is no Pride on a Dead Planet!”

Fußnote/Footnote:

1: dies entspräche einer Reduktion von 6,6 (5,5 bis 7,4) Milliarden Tonnen CO2eq. / This would be equivalent to a reduction of 6.6 (5.5 to 7.7) billion metric tonnes of CO2eq. Quelle/Source: Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360(6392), 987-992. https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987.full